Sinnblog
Grundlegende Fragen
Blog #21

Über Sinn und Persönlichkeit

Gibt es allgemeingültige Sinnquellen?

Sinnquellen, die bei jeder Person Sinn stiften, wären eine tolle Sache. Wir hätten eine verlässliche Quelle, auf die wir setzen könnten, wenn wir uns einmal als sinnleer erleben.

Eine bunt gemischte Gruppe lächelnder Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit, die vor einem verschwommenen Hintergrund im Freien zusammenstehen.

Doch leider ist es nicht so einfach. Der Lebenssinn ist eben etwas sehr Einzigartiges. Wir unterscheiden uns in unseren Sinnquellen und Quellgebieten, je nach Persönlichkeit, Alter oder Lebensphase.

Sinnquellen und Persönlichkeit

In der Psychologie sprechen wir oft von den Big 5“ der Persönlichkeit. Diese sind Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Neurotizismus, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Je nach Persönlichkeit ziehen wir unseren Lebenssinn aus anderen Sinnquellen. Diese lassen sich, anhand der Beschreibung der jeweiligen Persönlichkeitsausprägung, häufig schon erahnen. Vielleicht kannst auch du dich wiederfinden?

Extraversion beschreibt gesellige, fröhliche, aktive und abenteuerlustige Personen, welche teilweise auch dominant sind. Menschen mit diesen Eigenschaften kommen oft durch die Quellen Gemeinschaft, Spaß, Herausforderung und Macht zu ihrem Sinn. Personen, die offen für neue Erfahrungen sind, sind häufig flexibel, neugierig und kreativ. Sie finden ihren Sinn eher in der Selbstverwirklichung als in Bodenständigkeit und Tradition. Offene Menschen schöpfen vor allem aus den Sinnquellen Einzigartigkeit, Selbstkenntnis, Entwicklung und Wissen. Aber auch Kreativität und soziales Engagement lässt sie Sinnerfüllung erleben. Verträglichkeit hingegen beschreibt Eigenschaften wie Aufrichtigkeit, Großzügigkeit und Gutmütigkeit. Diese Personen fallen nicht durch Aggressivität auf. Sie schöpfen keinen Sinn aus den Quellen Macht und Leistung, hingegen sehr wohl aus Gemeinschaft, Fürsorge und Harmonie. Menschen, die gewissenhaft sind, gelten als diszipliniert, leistungsbereit und zuverlässig. Auch hier scheint es logisch, dass sie sich vor allem auf die Sinnquellen Moral, Vernunft, Leistung und Gesundheit stützen. Neurotizistische Personen werden als emotional labil und ängstlich beschrieben. Ein enger Zusammenhang mit den Sinnquellen lässt sich hier bei Liebe finden: Wer persönlich eher instabil ist, scheint öfters darauf zu setzen, Sinn in einer Partnerschaft zu finden.

Bedeutet Sinnerfüllung auch Sorglosigkeit?

Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Sinnerfüllung, so lässt sich sagen, dass es für selbstgesteuerte, optimistische und gesellige Menschen etwas einfacher zu sein scheint, ein sinnerfülltes Leben zu führen. Interessant ist, dass Neurotizismus, also einer der „Big 5“-Faktoren, nicht eng mit Sinn zusammenhängt.

Daraus können wir schlussfolgern, dass der Lebenssinn uns zwar einen konstruktiven Umgang mit Stress und Erkrankung  ermöglicht, uns das aber leider nicht zwangsläufig auch Sorglosigkeit verschafft.  Das bedeutet, dass, wenn wir sinnerfüllt sind, wir nicht automatisch auch sorglos, angstfrei und emotional stabil sind. Sinnerfüllung hilft uns aber dabei, Herausforderungen  realistischer zu sehen und uns nicht so leicht überfordern lassen. Für Personen, die emotional labil sind, bedeutet das aber nicht, dass sie zwangsläufig weniger sinnerfüllt sind. Vielmehr können sie ebenso Sinn erleben wie stabile Personen.

Sinnquellen, die für alle Menschen gleich gut zugänglich sind, gibt es also nicht. Je nach Persönlichkeit fühlen wir uns zu manchen eher hingezogen als zu anderen. Das heißt nicht, dass wir immer nur in unserer Komfortzone bleiben müssen. Aber es kann hilfreich sein, eigene Persönlichkeitseigenschaften und dazu passende Sinnquellen zu kennen – vor allem, wenn wir wissen wollen, worauf wir bauen können, wenn uns einmal der Sinn verlässt.

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