Sinnblog
Sinn in verschiedenen Lebenssituationen
Blog #17

Borderline Persönlichkeitsstörungen und Lebenssinn

Kann eine Borderline-Persönlichkeitsstörung Sinnerfüllung verhindern?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung gehört zu den emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen. Betroffene haben Schwierigkeiten mit ihrem Selbstbild und im Kontakt zu anderen Menschen.

Eine Person mit geflochtenem Haar blickt aus einem Dachfenster auf Dächer und einen bewölkten Himmel.

Häufig aber auch in ihrer Sinnerfüllung. Warum ist das so, und was können Personen, die unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, dagegen tun?

Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zeigen immer wieder ähnliche problematische Verhaltensmuster, da diese tief in ihrer Persönlichkeit verankert sind. Ihre Probleme beziehen sich vor allem auf ihr eigenes Selbstbild, auf zwischenmenschliche Beziehungen und auf ihre Gefühle. Sie erleben ihre Emotionen in einer sehr intensiven Form und haben häufig Schwierigkeiten, sie zu regulieren. Aus diesem Grund kommt es immer wieder zu impulsiven Ausbrüchen. Gleichzeitig haben sie ein sehr instabiles Selbstbild. Je nach Situation und sozialem Umfeld, erleben sie sich selbst komplett anders. Das löst große Unsicherheiten in ihnen aus, welche sie häufig zu überspielen versuchen. Dadurch können auch Probleme in ihren Kontakten zu anderen Menschen entstehen. Teilweise werden Beziehungen sehr intensiv und eng gelebt. In Situationen, in denen sie sich hingegen unsicher fühlen, zum Beispiel (unbegründete) Angst vor dem Verlassenwerden, kann es sein, dass sie impulsives, zerstörerisches und verletzendes Verhalten gegenüber anderen Personen zeigen. Ihre inneren Spannungszustände versuchen sie häufig mit selbstverletzendem Verhalten aufzulösen.

Woran liegt das?

Wir wissen, dass wir ein gewisses Maß an Selbstkenntnis brauchen, um sinnerfüllt zu sein. Um Sinnquellen auszuleben und zu verfolgen, müssen wir wissen, was uns in unserem Leben etwas bedeutet. Was mögen wir? Was sind unsere Bedürfnisse? Was ist uns wichtig? Wenn wir uns mit unser Sinnerfüllung beschäftigen, ist das in gewissem Maße auch eine Identitätsfindung. Entdecken wir unsere Sinnquellen, lernen wir auch uns selbst kennen – und andersherum. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit uns selbst und unserer Identität beschäftigen. Das gilt sowohl in der Bearbeitung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, wie auch in Hinblick auf Sinnerfüllung.

Sinnfragen

Menschen mit Borderline erleben starke innere Spannungen, instabile Beziehungen und ein brüchiges Selbstbild. Wenn ich nicht weiß, wer ich bin oder was ich will, wird es schwer, Sinn zu erfahren. Denn Sinn braucht Orientierung. Ohne stabile Werte, Ziele oder Zugehörigkeit fühlt sich das Leben oft leer oder chaotisch an – eine Erfahrung, die viele Betroffene quält.

Ja, das ist möglich – auch wenn es oft ein mühsamer Weg ist. Sinn entsteht dort, wo ich beginne zu verstehen, was mir wirklich wichtig ist. Menschen mit Borderline verfügen häufig über große Sensibilität und Tiefe. Wird diese bewusst gelebt und in bedeutsame Beziehungen, kreative Tätigkeiten oder Engagement eingebracht, kann sie zum tragenden Element einer sinnerfüllten Lebensführung werden.

Das Selbstbild bei Borderline ist oft instabil oder widersprüchlich. Wer sich selbst kaum greifen kann, fragt sich: Was ist mein Platz in der Welt? Diese Unsicherheit macht die Sinnsuche besonders herausfordernd. Gleichzeitig kann sie zum Antrieb werden: Wer sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzt, öffnet Wege zu mehr Authentizität – und zu einer Sinngebung, die trägt.

Therapie kann helfen, innere Klarheit zu gewinnen: Wer bin ich? Was will ich? Wofür lohnt es sich zu leben? Indem ich lerne, meine Gefühle einzuordnen und destruktive Muster zu erkennen, entsteht Raum für neue Erfahrungen. Die therapeutische Beziehung bietet oft ein erstes stabiles Gegenüber, in dem Sinn wieder spürbar wird – durch Verbindung, Entwicklung und Hoffnung.

Werte geben Orientierung, Ziele verleihen Richtung, Lebensbeiträge stiften Bedeutung – gerade für Menschen mit Borderline. Viele erleben sich als „falsch“ oder „zuviel“. Wenn sie erkennen: Ich kann etwas bewirken, ich bin wertvoll für andere, verändert sich das Selbstbild. Der Sinn entsteht dann nicht plötzlich, sondern wächst – mit jeder Erfahrung von Kohärenz und Verbundenheit.

Quellen

Marco, J. H., Pérez, S., García-Alandete, J., & Moliner, R. (2017). Meaning in life in people with borderline personality disorder. Clinical Psychology & Psychotherapy, 24(1), 162-170.

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