Sinnblog
Sinn in verschiedenen Lebenssituationen
Blog #24

Braucht es Kinder zur Sinnerfüllung?

Will ich Kinder haben? Wenn ja, wann? Und wie viele? Das sind Fragen, die sich vermutlich jeder von uns mindestens einmal im Leben stellt. In unserer „Multioptionsgesellschaft“ können wir selbst entscheiden, wie wir unser Leben gestalten.

Zwei Kinder halten sich an den Händen und laufen auf einem Weg mit einem bunten Windrad, umgeben von Gras und Bäumen im warmen Licht des Sonnenuntergangs.

Auch in der Frage, ob wir Kinder bekommen (bzw. aufnehmen oder adoptieren) wollen, oder eben nicht. Eine Selbstverständlichkeit ist die Elternschaft schon länger nicht mehr. So berichten immer mehr Menschen, keine Familie gründen zu wollen.

Geringere Lebenszufriedenheit durch Kinder?

Aus der Forschung wissen wir, dass die Lebenszufriedenheit und die Zufriedenheit mit der Partnerschaft nach der Geburt eines Kindes abnehmen. Sie erreicht auch nach einiger Zeit nicht wieder das Level von davor. Ein Grund dafür ist unter anderem das Gefühl, selbst einbüßen zu müssen. Eigene Bedürfnisse müssen hintenangestellt werden. Berufstätigkeit wird schwerer. Die eigene Rolle in der Gesellschaft verändert sich. Aber auch Sorgen und Zweifel in der Erziehung der Kinder und hinsichtlich finanzieller Zusatzbelastungen können eine wesentliche Rolle spielen.

Warum dann Kinder bekommen?

Auch wenn die Lebenszufriedenheit sinkt, steigt die Sinnerfüllung durch die Elternschaft an. Doch wie lässt sich das erklären? Wir wissen, dass Spuren hinterlassen eine wichtige Sinnquelle ist. Dabei geht es darum, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, etwas mit bleibendem Wert zu hinterlassen oder, wie es Erik H. Erikson beschrieben hat, „die Liebe in die Zukunft zu tragen“. Durch eine Elternschaft können wir das erleben.

Kinder: Ja oder nein?

Wer sich für Kinder entscheidet, hat also gute Aussichten auf Sinnerfüllung. Doch Sinn lässt sich mit und ohne Kinder erleben. Spuren zu hinterlassen und etwas Bleibendes zu schaffen muss nicht unbedingt durch eigene Kinder umgesetzt werden. Sich politisch, kulturell oder sozial zu engagieren, kann genauso Sinn stiften. Wer also überlegt kinderlos zu bleiben, muss nicht befürchten, ein sinnloses Leben zu führen. Viele Wege führen nach Rom – und zum Sinn.

Sinnfragen

Kinder können intensive Freude schenken – und fordern uns zugleich heraus. Studien zeigen: Ob Kinder glücklich machen, hängt stark davon ab, wie das Elternsein erlebt wird. Wenn es mit eigenen Werten übereinstimmt und mit Unterstützung einhergeht, kann es sehr erfüllend sein. Andernfalls auch überfordern. Es ist kein Garant für Glück – sondern ein Weg unter vielen.

Ja, unbedingt. Menschen schöpfen Sinn aus sehr unterschiedlichen Quellen – aus Freundschaft, Engagement, Spiritualität, Natur oder Kreativität. Kinder sind eine mögliche, aber keineswegs notwendige Sinnquelle. Entscheidend ist, was für Sie selbst Bedeutung hat und wie Sie Ihr Leben danach gestalten.

Lange galt Elternschaft als selbstverständlicher Teil eines gelungenen Lebens. Diese Vorstellung ist tief kulturell verankert. Kinder symbolisieren Weitergabe, Verantwortung, Zugehörigkeit – also Aspekte, die vielen als sinnhaft erscheinen. Doch was sinnvoll ist, kann sich wandeln. Heute leben wir vielfältigere Lebensmodelle.

Psychologisch betrachtet sind Kinder eine der 26 erforschten Sinnquellen. Wer Elternschaft als Ausdruck von Verantwortung, Liebe und Entwicklung erlebt, kann daraus tiefen Sinn schöpfen. Aber: Auch ohne Kinder kann das Leben sinnerfüllt sein – zum Beispiel durch Fürsorge, Kreativität oder soziales Engagement.

Fragen Sie sich: Was ist mir wirklich wichtig? Was gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden? Wie stelle ich mir ein sinnvolles Leben vor? Kinder können ein Ausdruck davon sein – müssen es aber nicht. Entscheidend ist, ob Elternschaft mit Ihren Werten und Zielen übereinstimmt. Selbsterkenntnis ist der beste Kompass.

Quellen

Baumeister, R. F. (1991). Meanings of life. Guilford press.  Schnell, T. (2020). Die soziale Dimension des Lebenssinns. In Psychologie des Lebenssinns (pp. 99-116). Springer, Berlin, Heidelberg. https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fsinn%2F2022-06%2Ffamilienplanung-kinder-besser-leben

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