Manchmal kommt es vor, dass wir Herausforderungen größer wahrnehmen als sie tatsächlich sind. Doch das ist nicht immer und nicht bei jedem Menschen so. Sinnerfüllte Personen nehmen Herausforderungen meist als leichter zu bewältigen wahr, im Vergleich zu Menschen, die wenig sinnerfüllt sind.
Warum überschätzen wir Herausforderungen?
Stellen wir uns einen Berg vor. Wenn wir einschätzen sollen, wie steil sein Anstieg ist, bewerten wir diesen zusammen mit der Anstrengung, die wir damit einhergehend vermuten. Glauben wir, dass der Weg bis zum Gipfel sehr anstrengend sein wird, nehmen wir den Berg steiler wahr und überschätzen den Anstieg. Diese wahrgenommene Anstrengung ist auch abhängig davon, wie sehr wir uns seelisch und körperlich belastet fühlen. Sind wir belastet, führt es dazu, dass wir die verbundene Anstrengung und somit auch die Steigung des Berges überschätzen. Ähnliches gilt auch für Herausforderungen. Stehen wir in einer schlechten Verfassung vor einer Herausforderung, werden wir sie vermutlich überschätzen, weil wir auch die Anstrengung höher bewerten.
Wie schaffen wir es, Herausforderungen nicht zu überschätzen?
Wenn wir aber das Gefühl haben, dass uns genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, schätzen wir Herausforderungen realistischer ein. Der Lebenssinn ist eine Motivationsquelle und dadurch eine Ressource. Er motiviert uns, am Ball zu bleiben und den Fokus nicht zu verlieren. Am Beispiel des Berges haben Studien gezeigt, dass Menschen mit hoher Sinnerfüllung die Steigung weniger überschätzen. Sie schaffen es, den Anstieg unabhängig von der damit verbundenen Anstrengung einzuschätzen. Das Gleiche gilt für Herausforderungen. Sinnerfüllte Menschen betrachten diese seltener als aussichtslos, da sie sich von der dazugehörenden Anstrengung nicht überwältigen lassen.
Erfordert das nicht jahrelange Übung?
Dafür braucht es keine jahrelange Übung. Die gleiche Studie hat gezeigt, dass es für eine realistische Einschätzung der Steilheit des Berges nicht zwingend eine dauerhafte Sinnerfüllung braucht. Sinn, beziehungsweise die Beschäftigung damit, macht es uns nämlich auch möglich, andere unserer Ressourcen ins Gedächtnis zu rufen und einzuschätzen. Wir müssen also nicht zwangsläufig sinnerfüllt sein, um Herausforderungen realistischer zu bewerten. Es reicht aus, wenn wir uns mit dem Sinn auseinandersetzen und dadurch unsere Ressourcen besser vor Augen haben und einschätzen können. Das bedeutet motiviert zu sein, am Ball zu bleiben und den Fokus nicht zu verlieren. Und uns somit nicht von der Anstrengung der Herausforderungen überwältigen zu lassen.