Sinnblog
Arbeit und Sinn
Blog #15

Vom Sinn der Freiwilligenarbeit

Kein Geld – viel Sinn?

Immer mehr Menschen streben nach einer sinnvollen beruflichen Tätigkeit. Doch die Verwirklichung dieses Wunsches ist nicht immer so leicht.

In einem hellen Raum steht eine Gruppe von sechs Personen in roten Hemden hinter einem Tisch mit Spendendosen und Wasserflaschen.

Dabei spielt unsere Art des Wirtschaftens und Führens eine Rolle. Interessant ist, dass in Bezug auf sinnvolle Arbeit vor allem das Ehrenamt positiv hervorsticht.

Das Ehrenamt als sinnvollste Arbeit

Im Ehrenamt arbeitet man freiwillig und ohne finanzielle Entlohnung. Die Tätigkeiten sind selbstgewählt, spiegeln meistens die eigenen Interessen wider und leisten einen Beitrag für die Gesellschaft. Forschungen zeigen, dass die ehrenamtliche Tätigkeit als sehr sinnvoll erlebt wird. Die Sinnerfüllung ist bei freiwillig Tätigen sogar höher als in der Allgemeinbevölkerung. Zudem kann das Ausführen eines Ehrenamts auch bei Arbeitslosigkeit vor einer Sinnkrise schützen.

Wie lässt sich das erklären?

Wenn wir uns wieder einmal die vier Sinnelemente ansehen, können wir verstehen, warum ehrenamtliche Tätigkeit als sinnerfüllend erlebt wird. Zum einen schafft diese Tätigkeit Orientierung, welche die eigene Person „überschreitet“. Unser Fokus liegt dabei nicht auf uns selbst, sondern auf anderen Menschen oder der Gesellschaft. Unser Handeln zeigt Wirkung, indem wir uns für andere engagieren, und wird somit bedeutsam. Gleichzeitig findet die freiwillige Tätigkeit in der Gemeinschaft statt, was das Erleben von Zugehörigkeit fördert. Das Ehrenamt hilft außerdem eine Stimmigkeit zu erleben, indem wir unsere persönlichen Interessen, Werte und Fähigkeiten einbringen können.Zusätzlich können wir durch die ehrenamtliche Tätigkeit auch die Sinnquelle Spuren hinterlassen ausleben. Dabei geht es darum, etwas mit bleibendem Wert zu schaffen, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Von dieser Sinnquelle wissen wir, dass sie diejenige ist, die die stärkste Sinnerfüllung schafft.

Ehrenamtliche Arbeit steigert somit den Lebenssinn, ebenso wie Lebenszufriedenheit und persönliches Wachstum – auch im Alter. Interessanterweise funktioniert das aber nur, wenn es uns nicht darum geht. Wenn uns die Sache am Herzen liegt – und nicht unsere Sinnerfüllung!

Sinnfragen

Freiwilligenarbeit lässt uns erleben, dass wir wirksam sind – für andere, für ein größeres Ganzes. Sie verbindet Handeln mit Werten. Wer sich freiwillig engagiert, tut das meist aus Überzeugung, nicht aus Verpflichtung. Dieses freiwillige Involviertsein erzeugt Sinnerleben, besonders wenn die Tätigkeit als bedeutsam, stimmig und eingebunden erlebt wird.

Wer etwas beiträgt, fühlt sich gebraucht – das stärkt das Selbstwertgefühl. Engagement vermittelt Zugehörigkeit, bringt Struktur in den Alltag und Sinn in die eigene Lebensgeschichte. Studien zeigen: Menschen, die sich freiwillig einbringen, berichten häufiger von psychischem Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit – besonders, wenn sie intrinsisch motiviert sind.

Freiwilligenarbeit ist zweckfrei: Sie dient nicht dem Lebensunterhalt, sondern der inneren Überzeugung. Dadurch wird sie oft als authentischer erlebt. Erwerbsarbeit kann genauso sinnvoll sein – wenn sie zur Person passt. Doch wo wirtschaftlicher Druck überwiegt, bleibt der Sinn oft auf der Strecke. Im Ehrenamt entscheiden wir selbst, wofür wir uns einsetzen.

Sinn entsteht dort, wo unsere Werte auf Handlung treffen. Fragen Sie sich: Was ist mir wichtig? Für wen oder was möchte ich da sein? Möchte ich gestalten oder begleiten, im Vordergrund stehen oder im Hintergrund wirken? Wenn Tätigkeit, Anliegen und eigene Stärken zueinander passen, wird Engagement zur tragenden Sinnquelle.

Ja – wenn das Engagement nicht bloß Ablenkung ist, sondern Ausdruck einer persönlichen Suche. Freiwilligenarbeit kann helfen, wieder Orientierung zu finden, Wirksamkeit zu erleben und Teil eines größeren Zusammenhangs zu sein. Wichtig ist, dass sie zur eigenen Lebenssituation passt und nicht zusätzlichen Druck erzeugt.

Quellen

Schnell, T. (2011). Religiosität und Spiritualität als Quellen der Sinnerfüllung. In C. Klein, H. Berth & F. Balck (Hrsg.), Gesundheit - Religion - Spiritualität. Konzepte, Befunde und Erklärungsansätze. Reihe „Gesundheitsforschung“ (S. 259-271). Weinheim: Juventa Verlag.

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