Wenn es nach dem atheistischen Philosophen Jean-Paul Sartre geht, raubt uns der Tod jeglichen Sinn im Leben. Der Psychologe Irvin Yalom sieht das allerdings anders. Er ist der Meinung, dass der Tod zwar unser Leben beendet - der Gedanke an ihn uns aber retten kann. Er geht davon aus, dass der Tod uns motivieren kann, unserem Leben einen Sinn zu geben. Doch kann es nicht auch sein, dass diese Angst vor dem Tod unsere Sinnerfüllung verhindert?
Ist die Angst vor dem Tod abhängig von der Religiosität?
Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass vor allem Menschen, die Angst vor der eigenen Sterblichkeit haben, Zuflucht in den Religionen suchen. Denn diese bieten Erklärungen und Aussichten für den eigenen Tod. Die Angst vor der Ungewissheit könnte – durch die Religiosität als Puffer – überwunden werden. Doch gleichzeitig ist es auch so, dass Menschen, die mit einer Religion nichts am Hut haben, der eigenen Sterblichkeit relativ unbeängstigt gegenüberstehen. Die größte Angst vor dem Tod scheinen die Menschen zu haben, die unentschlossen religiös sind. Sie wenden sich dem Glauben zu, in der Hoffnung die Angst vor dem Tod hinter sich zu lassen. So ganz scheint ihnen das allerdings nicht zu gelingen. Möglicherweise ist die religiöse Verbundenheit nicht intensiv genug – oder sie wird allein als “Mittel zum Zweck” gesehen.
Kann Religiosität Sinnverlust verhindern?
Leidet unser Sinnerleben darunter, wenn wir uns mit dem Tod konfrontieren? Das scheint vor allem bei nicht-religiösen Menschen der Fall zu sein. In einer Studie setzten sich Menschen über einen längeren Zeitraum intensiv mit ihrer Sterblichkeit auseinander. Bei Religiösen hatte dies keine Auswirkung auf die Sinnerfüllung. Bei Nichtreligiösen nahm sie jedoch ab.
Veränderbarkeit der Einstellung gegenüber dem Tod
Wir haben einen Einfluss darauf, wie wir der Tatsache unserer Sterblichkeit begegnen. Dabei scheinen zwei Dinge besonders hilfreich zu sein: sich mit dem Tod mutig auseinanderzusetzen, und unser Leben intensiv zu leben. So zeigen unzählige Berichte, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod unser Leben nicht belastet, sondern vollständiger und sogar, ja, heiterer macht. Und wer für sich erkennt, dass dieses Leben endlich ist, gewinnt dadurch an Motivation, es echt und authentisch zu leben. In den Worten Irvin Yaloms: „Die Physikalität des Todes vernichtet uns zwar, aber der Gedanke an ihn kann uns retten“